Am 24. Juni 2016 fand die 73. Sitzung der Verbandsversammlung des Zweckverbandes Verkehrsverbund Mittelsachsen (ZVMS) in Chemnitz statt. Die Verbandräte beschäftigten sich u. a. mit folgenden Themen:
Vergabe Erzgebirgsnetz
Das im Dezember 2015 gestartete wettbewerbliche Verfahren zur Neu-Vergabe der Eisenbahnleistungen im sogenannten „Dieselnetz Erzgebirge“ wurde durch den ZVMS im März 2016 angehalten. Zuvor hat die DB RegioNetz Verkehrs GmbH (Erzgebirgsbahn) signalisiert, eine Nachbestellung zum laufenden Vertrag von Dezember 2017 bis Juni 2021 mit der bisherigen Preisregelung anzunehmen und ihrerseits einen entsprechenden Verlängerungsvertrag unterzeichnet. Der Vertrag stand zunächst noch unter Gremienvorbehalt der Erzgebirgsbahn, welcher am 24. Juni 2016 aufgelöst wurde.
Durch die Verbandsversammlung konnte somit der Beschluss zur Verlängerung des Vertrages mit der Erzgebirgsbahn und damit zur Nachbestellung von Verkehrsleistungen bis zum Sommerfahrplanwechsel im Juni 2021 gefasst werden. Als Voraussetzung wurde die Aufhebung des wettbewerblichen Vergabeverfahrens „Dieselnetz Erzgebirge“ beschlossen.
Das „Dieselnetz Erzgebirge“ umfasst die Strecken:
- KBS 517 Chemnitz – Zschopau – Annaberg-Buchholz
- KBS 519 Chemnitz – Olbernhau
- KBS 535 Zwickau – Aue – Schwarzenberg – Johanngeorgenstadt
Mit der Vertragsverlängerung wird das gute Preis-Leistungsverhältnis mit der Erzgebirgsbahn fortgeführt und Planungssicherheit für zunächst dreieinhalb Jahre gewonnen. Den Fahrgästen steht die Erzgebirgsbahn mit ihren Fahrzeugen, die hinsichtlich Qualität und Barrierefreiheit hohen Ansprüchen genügen, auch zukünftig als zuverlässiger Partner in Sachen Mobilität im Erzgebirge zur Verfügung.
Grundlage für die Direktvergabe von Verkehrsleistungen ist, dass Nachbestellungen bis zu 20 % des Wertes der ursprünglichen Leistung bei gleichbleibendem Preis ohne Wettbewerb möglich sind.
3. Fortschreibung des Nahverkehrsplanes Chemnitz/Zwickau
Der Entwurf zur 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplanes Chemnitz/Zwickau wurde am 7. Dezember 2016 veröffentlicht. Träger öffentlicher Belange und Einwohner des Verbundraumes hatten (nach Terminverlängerung) bis Anfang März 2016 die Gelegenheit, ihre Hinweise oder Einwendungen zu übermitteln.
Insgesamt sind 125 Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange – z. B. von Kommunen, Planungsverbänden, Behindertenverbänden, Verkehrsunternehmen und benachbarten Aufgabenträgern – eingegangen. Diese enthielten über 800 Hinweise und Anmerkungen. Aus der Bürgerschaft kamen 52 Einwendungen.
Die Stellungnahmen wurden ausgewertet und nachstehende inhaltliche Schwerpunkte erfasst:
- Erhalt Erzgebirgsnetz und Eisenbahnstrecke Freiberg – Holzhau
- Positive Beurteilung des Ausbaus Chemnitzer Modell, aber nicht zu Lasten der Flächenbedienung im SPNV
- zur Klarstellung getrennte Darstellung von Planungsabsicht und Finanzierung
- in nächster Zukunft Erarbeitung eines Konzeptes für die SPNV-Entwicklung 2030
- Aktualisierung der Nachfragedaten des SPNV
- Rechtssicherer Umgang zur „Barrierefreiheit im ÖPNV“
- Aufnahme weiterer infrastruktureller Maßnahmen, um Fördermittelanträge zu unterstützen
- Überarbeitung Übergangszeiten an relevanten Verknüpfungsstellen
- Teil B | Stadt Chemnitz die Ergänzung des „Angebotsnetzes 2017+“ um das „Angebotsnetz 2017+ erweitert“ auf der Grundlage eines Stadtratsbeschlusses
- Zusammenfassung der Linienbündel Straßenbahn und Omnibus in Chemnitz zu einem gemeinsamen Linienbündel
- Redaktionelle Überarbeitung zum Chemnitzer Modell Stufe 2
- Berücksichtigung der Beschlüsse des Technischen Ausschusses des Erzgebirgskreises zum Busnetz
Der Nahverkehrsplan trennt nunmehr deutlich Planungsabsicht und Finanzierung. Nach wie vor verfolgt der VMS das Ziel, auch zukünftig SPNV auf den bestehenden Strecken zu bestellen. Sollte jedoch die Finanzierung wegen einer Reduzierung der Regionalisierungs-mittel in Frage gestellt sein, sind die Entscheidungen über die Prioritäten auf der Grundlage eines noch zu erarbeitenden Konzeptes für die SPNV-Entwicklung 2030 zu treffen.
Außerdem wurde gegenüber dem Entwurf eine Präzisierung der Marke PlusBus vorgenommen, die übergeordneten Planungen (Regionalpläne sowie die 5. Regionalisierte Bevölkerungsprognose für den Freistaat Sachsen) nach aktuell gültigem Stand berücksichtigt und eine Umweltverträglichkeitsprüfung ergänzt.
Durch die Verbandsversammlung wurde die 3. Fortschreibung des Nahverkehrsplanes Chemnitz/Zwickau beschlossen. Als nächster Schritt wird der Nahverkehrsplan der Landesdirektion Sachsen zur Genehmigung vorgelegt. Im Nachgang erfolgt eine Veröffentlichung auf der Webseite des VMS.
Pilotprojekt für verbundübergreifende Tarifierung
Durch die Fahrgäste werden zunehmend durchlässigere Verbundgrenzen und damit insbesondere entsprechende Übergangstarife gefordert. Ein Pilotprojekt zum Thema starten der VMS und die Transdev-Gruppe, die mit ihrer Marke „Mitteldeutsche Regiobahn“ (MRB) in Sachsen fünf SPNV-Strecken betreibt, zum 1. August 2016.
Der sogenannte „Doppel-Deal“ beinhaltet eine Anerkennung von verbundübergreifenden Zeitkarten zum Haustarif der MRB (identisch mit dem DB-Tarif) in der jeweiligen Start-/Zielzone im VMS. Das heißt, Pendler in den VMS erhalten mit dem Kauf einer MRB-Zeitkarte gratis eine VMS-Tarifzone nach Wahl dazu und können in dieser ohne Mehrkosten Busse und Bahnen zusätzlich nutzen.
Der „Doppel-Deal“ gilt auf diesen von der MRB betriebenen Strecken:
- RE 3 Dresden – Freiberg – Chemnitz – Zwickau – Hof
- RE 6 Chemnitz – Leipzig
- RB 30 Dresden – Freiberg – Chemnitz – Zwickau
- RB 45 Chemnitz – Döbeln – Riesa – Elsterwerda
- RB 110 Leipzig – Grimma – Döbeln
Außerdem gilt der „Doppel-Deal“ auf den parallel bedienten Linien VL 2 (Die Länderbahn GmbH) und S 3 (DB Regio AG).
Durch die Verbandsversammlung wurde die Einführung von „Doppel-Deal“-Zeitkarten als durchtarifierter Tarif mit attraktiven Bedingungen für verbundüberschreitende Pendler im SPNV beschlossen.