- Wagensperrung: MRB bekommt Probleme mit Zügen nicht in Griff
- ZVMS-Forderung: Stabiler Expressbus-Zusatzverkehr im 30-min-Takt
- Falls MRB die Forderung nicht umsetzt, organisiert ZVMS Zusatzbusse selbst
Chemnitz – Proppevolle Züge, gesperrte Doppelstockwagen, mangelhafte Kundeninformation, Verspätungen wegen fehlenden Personals, kaputte Loks – Bahnreisende zwischen Chemnitz und Leipzig müssen seit Monaten unter diesen Zuständen leiden.
Die Besteller von Zugleistungen auf dieser Strecke (RE 6) sind Zweckverband Verkehrsverbund Mittelsachsen (ZVMS, federführend) und Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL). Das vertraglich gebundene Eisenbahnverkehrsunternehmen ist die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) der Transdev-Gruppe.
ZVMS-Geschäftsführer Mathias Korda: „Seit Ende März fährt Transdev mit verminderter Kapazität.“ Im Verkehrsvertrag sind pro Fahrt 300 Sitzplätze vorgeschrieben. Weil durch einen Bescheid des Eisenbahnbundesamtes (EBA) vor zweieinhalb Monaten bei jedem Doppelstockzug ein Wagen wegen Abgasgerüchen der Lok gesperrt ist, stehen statt reichlich 300 Sitzplätzen seither nur 223 zur Verfügung.
Mathias Korda: „Wir haben Transdev seither mehrfach aufgefordert, die aktuellen Probleme in Griff zu bekommen und den Verkehrsvertrag zu erfüllen. Es hat sich trotz Fristsetzung und Strafzahlungen nichts getan. Deshalb hat der ZVMS die MRB nun aufgefordert, ab Mittwoch eine ergänzende stabile Expressbuslinie im 30-min.-Takt von morgens bis abends zwischen beiden Städten einzurichten.“
Falls die MRB die Forderung nicht umsetzt, wird der ZVMS den Busverkehr schnellstmöglich selbst organisieren. Mathias Korda: „Wir können den Fahrgästen die Zustände auf RE 6 nicht länger zumuten.“
Hintergrund: Die Bahnlinie Chemnitz <> Leipzig ist eingleisig, nicht elektrifiziert und anfällig für Störungen (Streckensperrungen). Zeitgemäße seriengefertigte Elektrotriebwagen können nicht fahren. Seit 2015 waren aufgearbeitete DDR-Reisezugwagen im Einsatz. Die vom ZVMS vorgesehenen Akkuzüge sollten seit Dezember 2023 rollen, Hersteller Alstom konnte bislang nicht liefern. Zur Überbrückung kommen in diesem Jahr gebrauchte Doppelstockwagen und Dieseltriebwagen zum Einsatz. Deren Start zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 verläuft mangelhaft, deshalb hatte der ZVMS bereits im Januar zu einem Spitzengespräch geladen. Seitdem hat sich die Lage auf der Bahnstrecke verschlechtert. Das Eisenbahnbundesamt verfügte im März wegen Dieselgerüchen die Sperrung des ersten Doppelstockwagens.
Rechtliches: Der RE 6-Verkehrsvertrag schreibt 300 Sitzplätze pro Fahrt vor und regelt keine Pflichten des ZVMS zur Beistellung oder sonstigen Überlassung von Schienenfahrzeugen an die MRB im Falle von Lieferverzögerungen der Akkuzüge. Der Vertrag regelt in diesem Fall, dass ein mit den Verbänden abgestimmtes – Ersatzkonzept umzusetzen ist. Das Ersatzkonzept kann dabei mit Bahnen oder Bussen ausgeführt werden.
Foto: VMS/Ester